Triesch Residence | Das Ergebnis einer interkontinentalen Zusammenarbeit
News 06 | 22

„Ray Kappe (1927-2019) wurde 1927 in Minneapolis geboren. Er studierte Architektur in Berkeley und eröffnete 1954 sein eigenes Studio. Sein Interesse für das Unterrichten entwickelte sich in den frühen 1960er-Jahren, als er im Architekturprogramm der Universität von Südkalifornien lehrte. Im Jahr 1968 wurde er zum Gründungsvorsitzenden des Architekturprogramms an der «California State Polytechnic University» in Pomona gewählt und half bei der Gründung der «School of Environmental Design» mit. 1972 gründete Kappe zusammen mit Thom Mayne, Jim Stafford, Glen Small, Ahde Lahti, Bill Simonian und seiner Frau Shelly Kappe in Santa Monica die Schule, die später zum SCI-Arc (Southern California Institute of Architecture) wurde. Schon bald expandierte das Institut in die Schweiz. Der Ableger in Vico Morcote im Tessin wurde später unabhängig und benannte sich in i2a um. Heute ist das Institut in Lugano ansässig.

Der Basler Architekt Martin Wagner war der erste europäische Student an der SCI-Arc, er machte dort einen Master und war auch Assistent von Ray Kappe und Thom Mayne (Morphosis). Schon im Jahr 1978 plante man einen europäischen Sitz. Dass diese Idee 1979 im Tessin umgesetzt wurde, hängt mit Martin Wagner zusammen. Dieser arbeitete nach seiner Rückkehr aus Kalifornien unter anderem bei Dolf Schnebli im Tessin und gründete 1983 sein eigenes Büro in Carona. Das Programm von SCI-Arc im Tessin fand zunächst als Summer School statt. SCI-Arc hatte auch international einen guten Namen, es kamen Studierende aus aller Welt.“

Quelle: Susanna Koeberle: Das Erbe von Ray Kappe lebt weiter vom 27. Februar 2020

Als Ray Kappe das erste und einzige Haus in Europa plante, bat er Martin Wagner um seine Unterstützung, der ihm vor Ort in Berlin quattro | architectura für die Erzielung der Baugenehmigung empfahl. quattro | architectura stellte sich der Herausforderung und begleitete die Realisierung der Residence. Die Basis hierfür bildete das intensive Studium der Werke Ray Kappes und das Leben seiner charakteristischen Entwurfsprache. Daraus ableitend entstand auch das Interior Design- und Lichtdesign-Konzept von quattro | architectura in enger Abstimmung mit Kappe Architects unter Berücksichtigung des Entwurfes von Ray Kappe mit der Verbundenheit der ineinanderfließenden vertikalen und horizontalen Räume sowie der hierdurch ermöglichten Blickbezüge, Einblicke und Ausblicke des umgebenen Waldes und Naturbereiches, die sich besonders in den folgenden Bereichen des Einfamilienhauses ablesen lassen: Eingang, Küche, Treppe und Galerie – diese vier ineinanderfliessenden Bereiche bilden heute die Symbiose der Konzepte.

Eingang
Komfortable Stauräume und Nutzungsbereiche (eine grosszügige Garderobe, in die eine zentrale Lichtschaltzentrale integriert wurde, sichtgeschützte Schuhaufbewahrungsmöglichkeiten und Stauräume in Sitzbänken, Spiegel, direkte Anbindung eines Gäste-WCs) begrüßen diejenigen, die eintreten und ihnen jeden Service und Komfort bieten.

Das besondere Detail: Der Hauptträger bildet eine der Designachsen, die ebenfalls in der Gestaltung des Garderobenschrankes und der Fussbodenoberflächengestaltung reflektiert wird: Sie teilt den Garderobenschrank in zwei Nutzungseinheiten, sodass dieser beidseitig genutzt werden kann und bildet den Übergangspunkt des Rauriser Steinfussbodens zum Roteiche-Parkett.

Küche
Die Küche ist offen als Lebensraum zum Hauszentrum gestalten. So gewährt sie den Blick zum Herzstück des Hauses – dem großzügigen Kamin. Als Komminkationsraum dient der integrierte Küchentresen, der mit seiner Gestaltung Bezugspunkte zu den angrenzenden Designelementen bildet. Zudem ermöglichen die unlaufenden Fensterbänder Sichtbezüge zum Naturraum.

Das besondere Detail: Die Holzrahmen der Rauriser-Steinarbeitsplatten erweitern den Raum und korrespondieren mit dem Mass des Roteiche-Parketts.

Treppenraum
Das Wechselspiel von transparenten und blickdichten Glasbereichen sowie unterschiedlichen Materialien schafft Leichtigkeit.

Das besondere Detail: Die horizontalen Fensterrahmen und die Positionierung der Holzverkleidung harmonieren mit der Vertikalität der Treppe.

Galerie | Patio
Die multidirektionale Permeabilität zwischen den Gebäudeebenen und den -aussenhüllen wird durch die geschickte Lenkung des diffusen oder konzentrierten natürlichen bzw. künstlichen Lichts verstärkt, abhängig vom jeweiligen Stand der Sonne.

Das besondere Detail: Die Positionierung der freischwingenden Leuchten als Bindeglied zwischen den Ebenen. Das Lichtkonzept unterstreicht die Emotionalität des Patios: Bewegliche, unbewegliche Leuchten, Wand- und Fussbodenfluter inszenieren den Raum und lenken den Nutzer. Zugleich berücksichtigen sie die biavlente Nutzung des Raumes als Erschliessungsfläche und Studien-/ Arbeitsraum.

Materialien

  • Sandgestrahlter Beton für die aussteifenden Betonpylone
  • Douglasie für die Hauptträger und Fenster-/ Türflügel
  • Iroko für die Fensterrahmenelemente und umlaufenden Lichtbänder im Innenbereich
  • Redwood für die Wand- und Deckenverkleidungen
  • Roteiche für die Arbeitsplatten- und Waschtischeinfassungen, Parkettböden und Treppe
  • Corian für die Innenwandteilbereichverkleidungen in den Brüstungseckbereichen
  • Rauriser für die Steinböden
  • Teakholz, Corian und lackierte (matt) Paneele für Möbel
  • Griffe, Hardware, Schalterausrüstung, Beleuchtungskörper: Bronze
  • Gläser transparent oder satiniert für die Fensterelemente

Fotos:
© Lars Triesch

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